Helsinki inspiriert: Vielfalt leben, Räume gestalten
Dieses Jahr führte mich meine Erasmus+-Fortbildung nach Helsinki, wo ich nicht nur pädagogische Impulse sammelte, sondern auch von der finnischen Gesellschaft und Architektur nachhaltig beeindruckt wurde.
Der Kurs „Cultivating Diversity and Inclusion“ der Europass Teacher Academy brachte Lehrkräfte aus ganz Europa zusammen. Besonders wertvoll war der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Bildungssystemen, die ihre Erfahrungen im Umgang mit multikulturellen Herausforderungen einbrachten. In Gruppenarbeiten und Diskussionen entstanden Kontakte, die hoffentlich über die Kurswoche hinausBestand haben. Die vielfältigen Perspektiven auf Schulkulturen und pädagogische Ansätze boten spannende Einblicke und machten deutlich, wie wichtig diese Themen europaweit sind.
Doch Helsinki lehrte mich weit über den Kursinhalt hinaus. Die nordische Mentalität faszinierte mich und wirkte sehr offen und gemeinschaftsorientiert: Öffentliche Räume werden von allen Generationen genutzt und gepflegt, und unterschiedliche Altersgruppen scheinen selbstverständlich mitgedacht zu werden – es ist für alle Platz. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist die Oodi-Bibliothek, ein architektonisches Meisterwerk moderner Stadtplanung. Dieses „Wohnzimmer der Stadt“, wie sie liebevoll von den Finnen genannt wird, bietet nicht nur Bücher, sondern auch offen und niederschwellig zugängliche Angebote und Räume für alle Lebensphasen: von der Urban Workshop Area (Kaupunkiverstas) mit 3D-Druckern, Lasercuttern und Nähmaschinen über Gaming-Räume und Musikstudios für Jugendliche bis hin zu einer Lehrküche, ruhigen Arbeitsplätzen im „Book Heaven“ und Familienecken mit Spielbereichen. Hier wird deutlich, wie durchdachte Raumgestaltung Gemeinschaft stärkt und lebenslanges Lernen fördert.
Diese Erkenntnisse nehme ich mit in unseren Schulalltag. Schon kleine Veränderungen können große Wirkung zeigen: eine gemütliche Leseecke mit verschiedenen Sitzmöglichkeiten, eine Konzentrationsecke mit flexiblen Rückzugsmöglichkeiten für unterschiedliche Lerntypen oder modulare Lerninseln, die je nach Bedarf umgestaltet werden können. Wie in der Oodi-Bibliothek sollten auch unsere Klassenräume Orte sein, an denen sich alle willkommen und wertgeschätzt fühlen.
Helsinki hat mir gezeigt: Wenn wir Räume schaffen, die Vielfalt nicht nur ermöglichen, sondern auch sichtbar machen, entsteht eine Atmosphäre, in der alle ihr Potenzial entfalten können. Diese Inspiration nehme ich mit in meinen Unterricht und freue mich darauf, gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen kleine Impulse zu setzen und unsere Schule zu einem noch inklusiveren Lernort zu entwickeln.
Text und Fotos: Prof. Anja Fink