Sliding into the Danish School System
Fortbildung in Kopenhagen - Projektunterricht in Schulen
Eine der höchsten Digitalisierungsraten Europas, Maker Spaces und Projekt basiertes Lernen (PBL), das sind Charakteristika von Dänischen Schulen, welche ich mir im Laufe einer Erasmus+-geförderten Fortbildung vom 20.-24.9.23 anschauen konnte.
Organisiert wurde die Fortbildung von Lasse Christiansen, welcher als Lehrer viel Erfahrung in der Projektarbeit an dänischen Schulen gewonnen hatte. Die Fortbildungsgruppe setzte sich aus Personen zusammen, die im öffentlichen oder privaten Sektor mit der Digitalisierungsentwicklung österreichischer bzw. deutscher Schulen zu tun haben.
Am ersten Abend gab uns Lasse Christiansen einen Überblick über seine Erfahrungen mit projektbasiertem Lernen sowie die Entwicklung der Digitalisierung an dänischen Schulen.
Am nächsten Morgen besuchten wir das 'Future Classroom Lab' Kopenhagen (https://futureclassroomlab.dk/ ). Es handelt sich um einen gut ausgestatteten 'Maker Space', also einen Raum, in welchem verschiedene technische Geräte zur Benutzung einladen: 3D-Drucker, Lasercutter und Roboter, die auf unterschiedlichen Niveaus programmiert werden können, aber auch eine riesige Auswahl an Legobausteinen gehören zur Ausstattung und können von Schulklassen oder anderen Gästen zur Durchführung eigener Projekte verwendet werden.
Danach ging es weiter zur Folkeskolen in Kokkedal (https://kokkedalskole.aula.dk/ ), einer Stadt nördlich von Kopenhagen. Im Gegensatz zu Österreich handelt es sich bei der Dänischen Volksschule um eine Gesamtschule, welche die Schulstufen 0 (Kindergarten/Vorschule) und 1-9 (Pflichtschule) umfasst. Das Besondere an der Volksschule in Kokkedal war deren Umgestaltung zu einer Projektschule, deren eigener "Maker Space" gerade neu eingeweiht war. Dafür waren Klassenräume eines älteren Gebäudeteils zu einem 2000m² großen Raum umgebaut worden, um technische, naturwissenschaftliche und kulinarische Projekte planen, umsetzen, dokumentieren und präsentieren zu können. Unterstützung bekam die Schule unter Direktorin Kristine Gebuhr dabei vom Architekten Peter Claudell, welcher für das naturhistorische Museum Kopenhagen interaktive Projekte designed, sowie von seinem Kollegen Sören Andersen, der sich auf projektbasiertes Lernen spezialisiert hat. Alle drei gaben uns einen herzlichen Empfang und Einblicke in die Projekte der Schule.
Freitag früh, um 7:15 Uhr, fuhren wir los, um eine weitere Folkeskole zu besuchen: Laeringshuset (https://læringshuset.dk/Laeringshuset/ ). Diese ist vor wenigen Jahren speziell als Projektschule für offenes Lernen und Projekt basiertes Arbeiten erbaut worden. Direktor Casper Madsen stellte uns seine Schule mit großer Begeisterung vor. Lehrpersonen und Expertinnen sprechen sich dort regelmäßig ab, um gemeinsame Projekte zu planen und durchzuführen. Dafür stehen eine eigene Werkstatt sowie ein Ton- und Filmstudio zur Verfügung. Anschließend ging es weiter zum Maker Space TecX (https://tekxrk.dk/ ), welcher von den sieben umgebenden Schulen einer Gemeinde nahe Kopenhagen genutzt werden kann. Es wurde uns ein Einblick in die dort erarbeitenden Materialien gegeben, welche die Schülerinnen und Schüler anhand einer Kombination aus einfachen Robotern und selbst entworfenen Spielebrettern in unterschiedliche Welten/Level des Programmierens einführt.
Nachmittags besuchten wir das Oerestad Gymnasium (https://oerestadgym.dk/visit-the-school/) in einem neuen Viertel Kopenhagens, welches auf einer von Kanälen durchzogenen Insel liegt. Beim Betreten des Gymnasiums (Schulstufen 10-12) glitt der Blick eine Treppe hinauf, welche frei alle Ebenen verband. Einige Schüler kamen das extra dafür konzipierte Geländer heruntergerutscht, was ich sogleich auch einmal ausprobierte! Dann begrüßte uns Direktor Mads Lyngby Skrubbeltrang. Er erklärte uns die Architektur des Gebäudes und das damit verbundenen Konzept der Schule: „Open rooms for an open mind“. Projektarbeit wird großgeschrieben, auch in Form von eigenen Filmproduktionen. Trotz der offenen Architektur war die Akustik hervorragend: Alle verwendeten Materialien waren speziell lärmgedämmt! Auch die Fenster werden in den Unterricht integriert und sind mit mathematischen Formeln oder Gedichten beschrieben. Bücher im klassischen Sinne gibt es nicht: alle Unterrichtsmaterialen werden digital zur Verfügung gestellt. Nach drei Jahren Gymnasium steht dann in den Hauptfächern eine zentrale Matura an.
Um uns Fortbildungsteilnehmenden die Grundlagen des Projekt basierten Lernens auch praktisch erfahrbar zu machen, gab es am Abend ein Seminar mit Sören Andersen (Klima Zirkus; https://www.klimazirkus.com/). Wir bekamen Aufgaben gestellt, welche wir in Kleingruppen lösten, unter Verwendung unterschiedlichster Materialien. Dabei waren neben technischen auch die Kommunikationskompetenzen der Gruppen gefragt.
Besonders hervorzuheben an den Dänischen Schulen ist die Wertlegung auf Problemlösungskompetenzen. Dazu werden die Schulen nicht nur digital, sondern teilweise auch mit entsprechenden Geräten und Räumlichkeiten ausgestattet. Klassische Schulen mit Klassenräumen und Unterricht nach Stundenplan gibt es zwar auch noch, die Flaggschiffe jedoch setzen auf Projekt basiertes Lernen. Digitale Technik ist aber an allen dänischen Schulen selbstverständlich. Zum Teil wird deren Einsatz schon wieder dezimiert, die Bildschirmzeit reduziert. Alles in allem war es eine sehr inspirierende Fortbildung, die Einblicke in das dänische Schulsystem, die Implementierung der Digitalisierung sowie des projektorientierten Lernens gab.
Ein herzliches Dankeschön möchte ich Lasse Christiansen und seiner Mitarbeiterin Christiane Weigelt aussprechen, die die Fortbildung organisiert haben. Des Weiteren Danke an alle drei Schulen und die Maker Spaces, welche uns ihre Philosophie und ihre Ideen vorgestellt und uns in ihren Räumlichkeiten empfangen haben. Danke auch an unseren Schulleiter P. Volker Stadler, der uns beim Vorantreiben und bei der Implementierung der Internationalisierung / der Idee von Erasmus+ ideell und tatkräftig unterstützt! Dank unserer Betreuerin beim OeAD, Lara Brosch, konnte auch diese Fortbildung mit Erasmus+-Mitteln unterstützt werden.
Text: Dr. Ilka Prowatke
Fotos: Ilka Prowatke, Christiane Weigelt